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21.03.2024

Menschenrechte für alle - Caritas beim Social Sofa in Ingolstadt

Das Social Sofa in der Ungernederstraße diente als Ort für ein Treffen mit Austausch über Anti-Rassismus, Menschenrechte und Frieden. Foto: Caritas/Esser

Zum Dank für ein gesungenes Lied erhielten die Kinder des Kindergartens Sternenhaus im Mig-rationsdienst gebastelte Papier-Friedenstauben. Foto: Caritas/Esser

Ingolstadt - „Die Caritas setzt sich für eine offene und vielfältige Gesellschaft ein, in der alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe respektiert und geschützt werden.“ Mit diesen Worten begründete Maria Cristina Lozano Gómez, Migrationsberaterin bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt, warum ihr Migrationsdienst am Internationalen Tag für die Beseitigung rassistischer Diskriminierung eine Veranstaltung unter dem Motto „Menschenrechte für alle“ auf dem Social Sofa in der Ungernederstraße in Ingolstadt organisiert hatte. Dabei sprachen einige Anwesende über ihre Erfahrungen mit Rassismus. Die Gleichstellungbeauftragte der Stadt Ingolstadt, Barbara Deimel, stellte die Antidiskriminierungsstelle in Ingolstadt vor, für die sie auch zuständig ist. Bei dem Treffen unter freiem Himmel sangen spontan vorbeikommende Kinder des Kindergartens Sternenhaus ein Lied und erhielten zum Dank im Caritas-Migrationsdienst gebastelte Papier-Friedenstauben.

Zunahme rassistischer und rechtsextremistischer Fälle

„Ich stelle eine Zunahme rassistischer und rechtsextremistischer Fälle fest, die für mich als Migrantin eine traurige Realität ist“, erklärte die aus Argentinien stammende Silvia Iriarte-von Huth, die in der Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas-Kreisstelle tätig ist. Sie forderte, dagegen Haltung zu zeigen, Betroffenen beizustehen und eigene Vorurteile und Verhaltensweisen zu reflektieren. Dafür böten sich Spiegel an, welche die Caritas in ganz Deutschland in ihrer diesjährigen Jahreskampagne unter dem Motto „Frieden beginnt bei mir“ verwendet. Drei solcher Spiegel standen gestern neben dem Social Sofa. Silvia Iriarte-von Huth erzählte von Klienten, die auch aufgrund ihres Namens und ihrer Hautfarbe keine Wohnung bekämen. Die Ingolstädterin Maria Luisa Jacobelli, deren Eltern aus Italien stammen, bestätigte, dass auch sie Fälle von Rassismus im Alltag – zum Beispiel im Bus – mitbekomme: etwa durch Sätze wie „Du siehst aber nicht wie eine Deutsche aus“ oder „Dein Kopftuch gefällt mir nicht“.

Barbara Deimel sagte: „Ich halte es für unerträglich, dass Migrantinnen und Migranten, die bei uns viel geleistet haben, sich jetzt ängstigen müssen.“ In ihrer Ansprache erklärte sie, es gebe viele Formen von Diskriminierung, „von denen wir nicht betroffen sind oder die nicht in unserem Focus stehen. Dann tun wir uns schwer, die Diskriminierung zu sehen.“ Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Homophobie könnten überleben, „weil sie für die, die sie nicht betreffen, unsichtbar bleiben“. Diskriminierung, so Deimel, sei kein Randphänomen. „Viele sind betroffen.“ Dabei stehe die Nichtdiskriminierung rechtsverbindlich in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. „Die Gleichheit aller Menschen ist ein allgemeines Menschenrecht, und in Artikel 3 unserer Grundgesetzes ist dieses ebenso festgehalten“, so Deimel.

Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung hat nach ihren Ausführungen festgestellt, dass Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, sich häufig nicht zur Wehr setzten: „auch deshalb, weil sie keine Möglichkeiten kennen, dagegen vorzugehen. Ihnen könnten Melde- und Beschwerdestellen helfen, so Deimel. Wo diese existieren, würden häufiger Gegenmaßnahmen ergriffen, versicherte sie. „Das heißt, eine Antidiskriminierungsstelle kann eine Antidiskriminierungskultur stärken.“

Daher sei eine solche Stelle auch in Ingolstadt im Oktober 2022 als Pilotprojekt gestartet worden. Demel zufolge sind bei ihr innerhalb von einem knappen Jahr 45 Diskriminierungen gemeldet worden. „Davon entfielen 56 Prozent auf die ethnische Herkunft, 13 Prozent auf Behinderung, 13 Prozent auf das Geschlecht, elf Prozent auf einen queeren Hintergrund, zwei Prozent auf das Alter und fünf Prozent auf andere Äußerlichkeiten“, informierte die Gleichstellungsbeauftragte. Die Antidiskriminierungsstelle sei wichtig, weil sie den Betroffenen eine Stimme gebe. „Sie erhalten Beratung und Hilfsangebote. Und sie werden in der Mitte der Stadtgesellschaft, im Rathaus, gehört. Das ist wichtig und gut.“

Antidiskriminierungsstelle wirbt um Vertrauen

Deimel versicherte, dass die Betroffenen das Verfahren immer in der eigenen Hand hätten. „Wir werden nur aktiv, wenn die Betroffenen das ausdrücklich wünschen“. Antidiskriminierungsarbeit sei gelebte Demokratie und stelle die Menschenrechte in den Mittelpunkt. „Ein diskriminierungssensibles Gemeinwesen sorgt für sozialen Frieden und akzeptiert eine vielfältige Stadtgesellschaft.“ Barbara Deimel hofft, „dass viele von Diskriminierung betroffene Menschen den Mut und das Vertrauen haben, eine Diskriminierung zu melden. Wir sind gerne für sie da.“ Menschen in Ingolstadt, die ein Beratung wünschen, können telefonisch unter 0841 305-1165 oder per Mail an antidiskriminierungsstelle@ingolstadt.de Kontakt aufnehmen. Für Anfragen von außerhalb Ingolstadts wird auf die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verwiesen: www.antidiskriminierungsstelle.de .

Der Internationale Tag für die Beseitigung rassistischer Diskriminierung mahnt an das „Massaker von Sharpeville“, bei dem die südafrikanische Polizei am 21. März 1960 im Thownship Sharpeville 69 friedlich Demonstrierende erschoss. Ein Social Sofa ist ein Sofa mit Mosaik aus Beton im öffentlichen Raum und basiert auf einer Idee der niederländischen Schauspielerin und Kabarettistin Karin Bruers.

Quelle: Caritas

 

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