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04.02.2017

Petersbuch, Filialkirche St. Petrus

Petersbuch, Filialkirche St. Peter, neuer Glockenstuhl aus Eichenholz. Bild: Thomas Winkelbauer

 

Der heutige Kirchenbau der Filialkirche St. Petrus in Petersbuch (Pfarrei Kaldorf) geht auf das Jahr 1718 zurück. Im mächtigen Turm, dessen Untergeschoß mittelalterlichen Ursprungs sein dürfte, hängt ein modernes dreistimmiges Geläute des Heidelberger Glockengießers Friedrich Wilhelm Schilling. 2016 wurde die Glockenanlage von Grund auf saniert.

In der "Matrikel des Bisthums Eichstätt nach dem Stande des Jahres 1875" werden für Petersbuch drei Glocken aufgeführt: 2 Exemplare von 1867, gegossen von dem Eichstätter Glockengießer Valentin Jäger, sowie ein nicht näher datiertes Instrument eines Nürnberger Gießers Christof.

 

In den Meldebögen des Jahres 1941 sind ebenfalls drei Glocken beschrieben: Ein 1867 durch den Eichstätter Gießer Valentin Jäger gefertigtes Exemplar mit ungefähr 980 mm Schärfendurchmesser und ca. 550 kg Gewicht, sowie zwei 1928 gegossene Instrumente des Regensburger Glockengießers Karl Hamm mit etwa 890 mm, bzw. 730 mm Schärfendurchmesser und einem vermutlichen Gewicht von 400 kg, bzw. 250 kg.

Diese Angaben lassen darauf schließen, dass während des ersten Weltkriegs zwei der 1875 aufgeführten Glocken abgeliefert werden mussten, vermutlich die kleinere der Jäger-Glocken, sowie die Christof-Glocke. Als Ersatz für diese kaufte die Kirchenverwaltung 1928 dann eben die in den Meldebögen verzeichneten Hamm-Glocken. Lediglich etwas über 10(!) Jahre später wurden während des 2. Weltkriegs wiederum 2 Glocken beschlagnahmt und vom Turm genommen. Diesmal traf es die beiden großen Instrumente. Die Hamm-Glocke ist mit großer Wahrscheinlichkeit zerschlagen und eingeschmolzen worden, die große Jäger-Glocke kam jedoch nach dem Krieg wieder zurück an ihren angestammten Platz.

1967 sollte die bestehende Lücke in diesem Ensemble geschlossen werden. Der damalige Glockensachverständige Johannes Schlick befand laut seinem Gutachten vom 11. Januar 1967 die beiden vorhandenen Glocken als ungeeignet und unbrauchbar, den vorhandenen Holzglockenstuhl als nicht standfest. Er riet der Kirchenstiftung zum Kauf eines neuen dreistimmigen Geläutes des Heidelberger Glockengießers Friedrich Wilhelm Schilling. Die Kirchenverwaltung folgte seiner Empfehlung und beschaffte noch in diesem Jahr drei neue Glocken, dazu einen Stahlglockenstuhl, Armaturen und Läutemaschinen. Die beiden bis dahin noch vorhandenen Glocken von Valentin Jäger und Karl Hamm wurden zur Finanzierung des Projektes an Friedrich Wilhelm Schilling verkauft; sie sind vermutlich zerschlagen und eingeschmolzen worden.

Petersbuch, Plenum

Sanierung der Glockenanlage

Im November 2011 inspizierte Thomas Winkelbauer, der Glockensachverständige der Diözese Eichstätt, im Zuge der Inventarisierung der Glocken der Pfarrei Kaldorf auch die Petersbucher Glockenanlage. Er wurde dabei auch auf einige technische Schwachpunkte an dieser Anlage aufmerksam. Unter anderem bemängelte er massiven Blattrost an wichtigen Knotenpunkten des Glockenstuhls, sehr schwach dimensionierte Jochzapfen an den Stahljochen, sowie einen augenscheinlich übermäßig hohen Verschleiß der Glocken selbst durch ungünstig proportionierte Klöppel in Verbindung mit sehr hohen Läutewinkeln.

Im Herbst 2015 beschloss daraufhin die Kirchenverwaltung im Zuge der für 2016 geplanten Sanierung des Kirchturms auch die Glockenanlage von Grund auf zu sanieren.

20016 plante und fertigte schließlich der Petersbucher Zimmerermeister Gerhard Lang einen neuen Glockenstuhl aus langjährig abgelagertem, bestem Eichenholz. Aufgrund der günstigen Platzverhältnisse kommt dieser Stuhl, der wichtige Konstruktionsdetails regionaler historischer Vorbilder aufgreift, sogar ohne nachspannbare Stahlverbindungen aus. Sämtliche Knotenpunkte sind vielmehr mit ausreichend dimensionierten Holznägeln, bzw. mit Holzkeilen ausgestattet. Dieser auf größtmögliche Nachhaltigkeit ausgelegte Konstruktionsansatz reduziert die künftige Wartung an diesem Glockenstuhl auf im Wesentlichen das gelegentliche Nachschlagen von lediglich 8(!) Holzkeilen.

Die Regensburger Glockenfachfirma Rauscher stattete die drei Glocken mit neuen Eichenholzjochen, sowie mit optimal dimensionierten Klöppeln aus. Letztere sind bedeutend leichter als deren Vorgänger. Dennoch gelingt ihnen bei deutlich niedrigeren Läutewinkeln eine angemessene Klangerregung der Glocken, besser noch: Seit dem Abschluss der Sanierung klingen die Petersbucher Glocken deutlich weniger scharf, ohne allerdings ihre Brillanz verloren zu haben.

Petrusglocke

Die Petrusglocke bildet das Fundament dieses Glockenensembles.
Sie wurde auf Anraten des damaligen Glockensachverständigen Johannes Schlick zusammen mit ihren beiden Schwestern im Jahr 1967 beschafft. Diese drei Glocken bilden mit ihren Tönen g'-b'-c'' das sogenannte Te-Deum-Motiv.

Schlagton: g'
Material: Bronze

Gießer:Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gußjahr: 1967

Durchmesser: 1.029 mm
Gewicht: 760 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
IN NOMINE JESV CHRISTI SVRGE ET AMBVLA
auf der Rückseite über der Schärfe:
+ PETERSBUCH A. D. 1967 +

Glockenzier: Dr. Eva Kobler, Denzlingen

Petersbuch, Petrusglocke

Marienglocke

Diese Glocke ist - wie ihre beiden Schwestern, sowie typisch für Schilling-Glocken - lediglich mit einem einfachen Schriftband und einem schlichten, ansprechenden, und individuellem Relief verziert.

Schlagton: b'
Material: Bronze

Gießer:Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gußjahr: 1967

Durchmesser: 850 mm
Gewicht: 421 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
AVE MARIA + SALVS NOSTRA IN MANV TVA
auf der Rückseite über der Schärfe:
+ PETERSBUCH A. D. 1967 +

Glockenzier: Dr. Eva Kobler, Denzlingen

Petersbuch, Marienglocke

Nikolaus-von-der-Flüe-Glocke

Die Johannes-von-der-Flüe-Glocke bildet die Klangkrone der Petersbucher Glockenanlage.
Alle drei Petersbucher Glocken sind in einer relativ schweren Rippe gegossen, so dass ihr Klang - bei entsprechender Erregung durch einen optimal dimensionierten Klöppel - rund und füllig ist.

Schlagton: c''
Material: Bronze

Gießer:Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gußjahr: 1967

Durchmesser: 755 mm
Gewicht: 294 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
RELIQVIMVS OMNIA ET SECVTI SVMVS TE
auf der Rückseite über der Schärfe:
+ PETERSBUCH A. D. 1967 +

Glockenzier: Dr. Eva Kobler, Denzlingen

Petersbuch, Nikolaus-von-der-Flühe-Glocke