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Angstläuten

Scheinbar vor allem im Oberpfälzer Raum hat sich auf dem Gebiet der Diözese Eichstätt das sogenannte "Angstläuten" erhalten.

Der Begriff "Angstläuten" - bekannt sind daneben auch die Bezeichnungen "Ölbergläuten" oder "Gethsemaniläuten" - dürfte dabei die volkstümliche Bezeichnung für das spezifische Glockenläuten am Donnerstag Abend sein.

Dieses Gedächtnisläuten soll die Christen an die Todesangst Christi im Garten Gethsemane erinnern. Meist läutet dazu nach dem abendlichen Angelus-Gebet oder einer anderen, besonders festgelegten Zeit eine Einzelglocke, bevorzugt die größte des bestehenden Ensembles. Sehr eindrucksvoll ist das in der Pfarrgemeinde Kastl zu erleben: Dort übernimmt diese Aufgabe die sogenannte "Stürmerin", eine prächtige, äußerst charaktervolle Glocke aus dem frühen 14. Jahrhundert.
In wieweit es einen direkten Zusammenhang zwischen dem "Angstläuten" und den weit verbreiteten plastischen Darstellungen des Geschehens am Ölberg gibt, ist scheinbar noch nicht erforscht.

Enstanden ist das "Angstläuten" eventuell im 16. Jahrhunderts. Es war lange Zeit weit verbreitet und beliebt, so finden sich zumindest in etlichen Pfarrarchiven Hinweise auf entsprechende Stiftungen. Als Beispiel mag eine derartige Stiftung aus Ingolstadt dienen: "Magdalena, Witwe des fürstbischöflichen Regensburgischen Rates Otto Reinthaller, wohnhaft zu Ingolstadt, stiftet mit je 300 fl. das Angstläuten in der Pfarrkirche U. L. Frau jeden Donnerstagabend mit der großen Glocke und eine Aussteuer für eine arme Bürgerstochter bzw. eine Mitgift beim Eintritt in ein Kloster" (Urk B 851 vom 16. Januar 1559, zitiert nach im Internet recherchierten Texten des Ingolstdtädter Stadtmusueums). Überliefert sind auch etliche Gebetstexte, die speziell für diesen Anlass geschaffen worden sind. Im "Gotteslob", dem Gebets- und Gesangbuch der Diözese Eichstätt des Jahres 1952, sind beispielsweise unter der Nr. 19 zwei alternative Gebetstexte vorgeschlagen.

Wer heute der Gebetseinladung des "Angstläutens" folgen möchte, kann diese vielleicht mit folgendem Text tun:
Wir danken Dir, göttlicher Heiland, daß Du für unsere Sünden Todesangst gelitten und Blut geschwitzt hast. Wir bitten Dich demütig, verlaß uns nicht in der Stunde des Leidens und der Angst, sondern sende uns Deinen heiligen Engel, dass er uns stärke und in Dein himmlisches Reich führe. Amen