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27.10.2008

Ohne globale Gerechtigkeit kein Klimaschutz - Kirchen, Entwicklungsdienste und Missionswerke präsentieren Klimaplattform

Ohne globale Gerechtigkeit gibt es keinen Klimaschutz. Das erklären evangelische Kirchen sowie evangelische und katholische Entwicklungsdienste und Missionswerke auf einer gemeinsamen entwicklungspolitischen
Klimaplattform, die am Donnerstag (23.10.) in Düsseldorf vorgestellt wurde. Die drohende Klimakatastrophe lasse sich nur begrenzen, wenn die reichen Staaten auf kurzsichtigen nationalen Egoismus verzichteten. Nur dann hätten die armen Länder eine Chance auf eigene, nachhaltige Entwicklung, heißt es in einer Stellungnahme der Klimaplattform, der sich bis jetzt 18 Landeskirchen und andere Institutionen angeschlossen haben.

Sie geben damit einen Anstoß zu Diskussion, Stellungnahme und Zusammenarbeit in Kirche und Gesellschaft. Der vom Menschen ausgelöste Klimawandel sei bereits unumkehrbar. Es gehe nur noch darum, ob die Katastrophe "durch radikale Änderungen des menschlichen Wirtschaftens und Lebens" so abgemildert werden könne, dass sie sich auf ein erträgliches Maß begrenzen lasse. Schon jetzt gehe der enorm ungleiche Energieverbrauch zwischen Reich und Arm, Nord und Süd zu Lasten der Menschen in den armen Ländern des Südens.

"Die Klimakrise ist nichts anderes als ein gigantischer Angriff auf Menschenrechte, Menschenwürde und eine gerechte Weltgemeinschaft", sagte Oberkirchenrat Ulrich Möller von der Evangelischen Kirche von Westfalen. Deshalb setzen Kirchen und Entwicklungsdienste "die Verantwortung für Gottes Schöpfung und das Leben aller Menschen in Würde und gerechter Teilhabe". Sie setzten auf den Druck der weltweiten Zivilgesellschaft auf die politisch Verantwortlichen, "damit wolkige Absichtserklärungen in konkrete Maßnahmen münden".

"Der Handel mit Emissionen darf beispielsweise nicht zu einem Freibrief für die Industrieländer werden, die Reduktion von Treibhausgasen in Schwellen- und Entwicklungsländer zu verlagern", erklärte der rheinische Präses Nikolaus Schneider als Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Entwicklungsdienstes (eed). Die schädlichen Emissionen müssten dort verringert  werden, wo sie zum allergrößten Teil entstehen, fordert die Klimaplattform. Wenn darüber hinaus mit Emissionen gehandelt werde, dann zugunsten von Projekten, die nachhaltige Entwicklung förderten und Armut bekämpften.

"Der Übergang vom fossilen Zeitalter des scheinbar grenzenlosen Wachstums zu einer umweltverträglichen Weltwirtschaft ist mehr als nur eine technische oder finanzielle Frage", sagte Bernd Bornhorst von Misereor: "Dieser Übergang zwingt uns zur kritischen Auseinandersetzung mit den Werten, die unseren Lebensstil, unsere Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bisher geprägt haben." Außerdem wollten die Kirchen gezielt ihre Marktmacht nutzen, damit klimaverträgliche und fair gehandelte Produkte einen besseren Absatz fänden. Deshalb hätten sie das Programm "Zukunft einkaufen" entwickelt. Es bündele die Beschaffung evangelischer und katholischer Großverbraucher in ganz Deutschland und soll modellhaft wirken - auch außerhalb der Kirche.