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27.10.2008

Misereor fordert Einstellung der Arbeiten an Amazonas-Staudamm

In der Nähe von Porto Velho im brasilianischen Amazonas-Gebiet bedroht der Bau eines Staudamms ein bisher unbekanntes Indianervolk. Wie am 20.10. bekannt wurde, verfügt das brasilianische Indianeramt FUNAI seit geraumer Zeit über Hinweise auf die Existenz dieses Volkes. Die Indianer leben nur 14 Kilometer entfernt von der vor drei Wochen eingerichteten Baustelle für den Staudamm Santo Antonio.

"Durch den Bau des Staudamms sind nicht nur das neu entdeckte, sondern auch vier weitere Indianervölker in ihrer Existenz bedroht. Insgesamt werden 3000 Familien ihre Existenzgrundlage verlieren", erläutert Anselm Meyer-Antz, Brasilien-Referent bei MISEREOR. "Grundsätzlich versucht das Indianeramt den Wunsch indigener Völker auf ein Leben ohne Kontakt mit den Weißen zu respektieren. Gute Gründe dafür sind reichlich vorhanden. Vor allem die kleinen Völker weisen keinerlei Resistenzen gegen für uns harmlose Krankheiten auf. Beim Kontakt droht ihnen der Tod. Das Auffüllen des Staubeckens nach Abschluss der Arbeiten würde jedoch einen solchen Kontakt erzwingen." Auch unterschiedliche brasilianische Kräfte fordern aus diesem Grund eine Einstellung der Arbeiten. Alternative Energiequellen und Einsparpotentiale würden nach Einschätzung von Meyer-Antz derzeit im größten lateinamerikanischen Land noch zu wenig beachtet.

MISEREOR unterstützt seit 1978 zahlreiche Indianervölker im Bundesstaat Rondônia, dessen Hauptstadt Porto Velho ist. Dort leben Völker, deren erster Kontakt mit Weißen keine dreißig Jahre zurück liegt. Für viele war der Kontakt mit der weißen Zivilisation verhängnisvoll. Durch Brandrodungen haben sie ihre Existenzgrundlage verloren und wurden in die Slums der Städte abgedrängt. MISEREOR hat in den vergangenen Jahrzehnten finanzielle Unterstützung für Rechtsberatung und Ausbildung von Indigenen und für die Gesundheitsvorsorge bereit gestellt.

Patente auf Kühe und Tomaten sind Diebstahl!
Breites Bündnis demonstriert gegen Patente auf Zucht von Pflanzen und Tieren


Bauern-, Entwicklungshilfe- und Umweltorganisationen haben heute gemeinsam gegen Patente auf die Züchtung von Tieren, Pflanzen und Lebensmittel demonstriert. Einige hundert Menschen, begleitet von Kühen und Traktoren, zogen zum Europäischen Patentamt, wo 40.000 Unterschriften übergeben wurden. Anlass der Demonstration ist eine anstehende Präzedenzentscheidung des Amtes zu Patenten auf die Züchtung ganz normaler Pflanzen und Tiere. Die Veranstalter MISEREOR, Greenpeace, die Initiative "Kein Patent auf Leben!", der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft fordern gemeinsam einen sofortigen Stopp derartiger Patente.

"Patent-Monopole auf Saatgut und Nutztiere sind eine Gefahr für die Welternährung. Hier geht es nicht um Schutz von Erfindungen, sondern um die Gier internationaler Konzerne. Das Europäische Patentamt betreibt einen Ausverkauf der Schöpfung entgegen den gesetzlichen Grundlagen", kritisiert Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von MISEREOR.

Das Amt hat bereits Dutzende Patente auf die Zucht von normalen, nicht gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren erteilt. Darunter sind auch Patente auf Kühe mit erhöhter Milchleistung, Brokkoli und Tomaten. "Patente auf Kühe und Schweine, Salat und Tomaten sind nichts anderes als Diebstahl. Man kann doch keine Patente auf normale Züchtung erteilen, die wurde schon vor einigen tausend Jahren erfunden. Bauern und Verbraucher werden für diese Entwicklung bezahlen müssen, während Seehofer und Merkel nur ruhig zuschauen", so Romuald Schaber, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter.

Nach einem Bericht, den die Umweltorganisation Greenpeace in Auftrag gegeben hat, melden Konzerne wie Monsanto systematisch Patente auf die gesamte Produktionskette an, ausgehend vom Saatgut bis hin zur Verarbeitung der Ernte, egal ob Lebensmittel, Futtermittel oder Biomasse zur Energieerzeugung hergestellt werden soll. Dabei werden gleichermaßen Züchtungsverfahren mit und ohne Gentechnik beansprucht. "Diese Anträge zeigen, worum es den Konzernen geht. Werden die Ressourcen knapp, steigen die Preise, egal ob Tortillas in Mexiko oder Sprit aus Maisöl benötigt wird. Das ist wie eine Börsenspekulation auf den Hunger in den Entwicklungsländern und höhere Verbraucherpreise in den Industrieländern", sagt Christoph Then für Greenpeace.

Der Protest in München ist Teil eines weltweiten Bündnisses gegen Patent auf Saatgut und Nutztiere. Bereits über 50 Bauernorganisationen und über 100 Nichtregierungsorganisationen haben sich in der internationalen Koalition "No Patents on Seeds" zusammengeschlossen, die 2007 gegründet wurde.

Weitere Infos: www.misereor.de, www.no-patents-on-seeds.org, www.greenpeace.de, www.keinpatent.de.