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26.08.2024

Gemeinsame Pfade - Ökumenische Wandergruppe in Nürnberg-Eibach

Letzte Wanderung vor dem großen Jubiläum: Beim 499. Mal ging es in die Gegend von Heldmannsberg. Foto: Rieder

Sie hatten die Tour ausgearbeitet: Edeltraud und Helmut Rieder. Die beiden waren 1993 die ersten Katholiken, die sich der Wandergruppe anschlossen. Foto: Rieder

Nürnberg - Wann ist die beste Zeit für ausgedehnte Wandertouren? Längst nicht nur im Herbst, finden die Mitglieder der ökumenischen Wandergruppe Nürnberg-Eibach – und machen sich deshalb zu jeder Jahreszeit gemeinsam auf den Weg, einmal im Monat. 499 Wandertage fanden bereits statt, Nummer 500 ist für den 14. September geplant. Was Dekan Reinhard Dobbert 1976 als evangelische Veranstaltungsreihe begonnen hatte, wurde ab 1993 zur konfessionsverbindenden Angelegenheit. Den Anfang machte damals das katholische Ehepaar Edeltraud und Helmut Rieder aus der Pfarrei St. Walburga. Bis heute sind die beiden als Wanderführer aktiv.

Warum sie vor rund 30 Jahren auf die evangelische Wandergruppe aufmerksam wurden, dafür hat Edeltraud Rieder, nach eigener Aussage „eingefleischte Katholikin“, eine ganz einfache Erklärung: „Weil wir viele evangelische Freunde und Bekannte haben“. Sie erinnere sich noch gut an die erste Wanderung, erzählt die 78-Jährige. „Wir saßen in der Wirtschaft und ein Mann sagte, ‘Ach, Sie sind katholisch, das ist aber schön, dass Sie dabei sind’. Und ich erwiderte: ‘Warum auch nicht? Es gibt doch keinen evangelischen und keinen katholischen Gott’.“

Auch mal ein Marienlied „aushalten“

Und doch ergaben sich bei vielen Wanderungen, die noch folgen sollten, tiefgründige Gespräche über konfessionelle Unterschiede: Über die Rolle des Papstes oder das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. „Wir sind in alle Kirchen gegangen“, erzählt Edeltraud Rieder, die in St. Walburga als Lektorin aktiv ist, „ob katholisch oder evangelisch. Wir beten zusammen, wir singen zusammen“. Bei Marienliedern, ergänzt sie lachend, „hab’ ich gesagt: das müsst ihr jetzt halt aushalten“. Ihr 82-jähriger Mann, der neben ihr am Telefon sitzt, bekräftigt: „Wir verstehen uns ja echt gut!“ Bei den Touren wird nicht nur für Verstorbene der Gruppe gebetet, sondern sie sind auch eine gute Gelegenheit, sich Sorgen und Nöte von der Seele zu reden.

In den 1990er-Jahren schlossen sich  weitere katholische Wanderfreudige an. Zeitweise „waren wir Halbe-Halbe“, erinnert sich Rieder. Zuletzt aber hätten viele Katholiken altersbedingt aussteigen müssen. Die Rieders, die früher ein Sanitär- und Heizungsgeschäft betrieben, sind dagegen immer mehr hineingewachsen. Seit 2006 gehören sie zum Kreis der Wanderführer, der einmal acht, neun Leute zählte, aber dann immer kleiner wurde, bis jetzt einige evangelische Jung-Rentnerinnen neu hinzugekommen sind.

Dem steigenden Durchschnittsalter ist es geschuldet, dass die  Wanderungen heute nicht mehr bis zu 30 Kilometer weit führen, sondern meist nur halb soweit. Aber nach wie vor starten sie an den unterschiedlichsten Orten, die nach Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln angesteuert werden. „Wir bewandern das ganze Frankenland“, berichtet Rieder, „wir waren in Oberbayern und der Oberpfalz“. Ein religiöser Impuls gehört stets dazu, genauso wie die Geselligkeit. Mittags gemeinsam einzukehren, ist ein Muss.

Die 500. Wanderung soll nun zur „Jubiläums-Wanderfahrt“ werden: Per Bus geht es zum schwäbischen Kloster Roggenburg. Mit Ausnahme der Corona-Zeit sei die Wanderung nur zweimal ausgefallen, blickt Rieder zurück: Einmal herrschte 36 Grad Hitze, ein andermal, als die Gruppe morgens am Bahnhof stand, setzte Blitzeis ein. „Die mitgebrachten Plätzchen und den Glühwein haben wir dann an Ort und Stelle verspeist“.

Gabi Gess für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt