Eine spannende und inhaltsreiche Führung durch die Interimsausstellung des Dokumentationszentrums Reichsparteitag erlebten 19 Personen im Rahmen der Katholischen Erwachsenenbildung am Freitag, 4. November.

Kuratorin Dr. Martina Christmeier legte dar, wie sich das Reichsparteitagsgelände entwickelt hat, angefangen von der Zeit der Weimarer Republik über die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Zeit der Reichsparteitage über den 2. Weltkrieg bis zur Nachkriegszeit und zur heutigen Situation. Dabei gelang es ihr, die große Geschichte auf die Beteiligung einzelner Menschen herunter zu brechen, die die Geschichte Nürnbergs und Deutschlands entweder aktiv beeinflussten (wie der "Frankenführer" Julius Streicher oder der NS-Oberbürgermeister Willy Liebl) oder erlitten (wie die ukrainischen Zwangsarbeiterinnen oder die Gefangenen im Valka-Lager). Biographie-Würfel informieren über die Protagonist/-innen der jeweiligen Epochen.

Ausgewählte Objekte lassen Geschichte anschaulich werden. Eine besondere Beziehung hat Frau Dr. Christmeier zu einer Fahne des demokratischen Wehrverbands "Reichsbanner" Nürnberg, die die Mitglieder aus Eibach und Röthenbach zur Gründung im Jahr 1928 selbst genäht hatten. Die Familie Lämmermann in Röthenbach hatte die Fahne vor den Nationalsozialisten im Kamin versteckt gehalten. Bis in die jüngste Zeit kam die Fahne bei Festen des SPD-Ortsverbands zum Einsatz, wo die Eibacher Historikerin sie per Zufall entdeckte.

Großformatige Fotos und Projektionen geben Auskunft über die Topographie des Luitpoldhains, des Zeppelinfeld und der Tribüne, der Kongresshalle, der Großen Straße, des Märzfelds, des Städtischen und Deutschen Stadions, des Bahnhofs Märzfeld und des Teilnehmerlagers im heutigen Stadtteil Langwasser. Einen kritischen Umgang pflegen die Ausstellungsmacherinnen mit Bildern und Modellen, sind doch unsere Sehgewohnheiten beeinflusst von der Inszenierung der NS-Machthaber und ihrer Architekten, Fotografen und Filmschaffenden.

Das Dokumentationszentrum Reichsparteitag ist - auch in der Umbauphase! - ein vorzüglicher Lernort für Zeitgeschichte. Das wurde allen Teilnehmenden deutlich durch die vielen Hintergrundinformationen der Kuratorin, deren immenses Wissen und Leidenschaft sie mit einem anerkennenden Applaus und einem kleinen Geschenk honorierten.

Gemeindereferentin Irene Keil