Die Bibel kennt das Wort „Sehnsucht“ nicht. Trotzdem gibt es in den Evangelien Beispiele, die veranschaulichen, um was es geht. Nikodemus könnte zum Beispiel so ein Mensch gewesen sein. Der Evangelist Johannes (Joh 3,1-13) erzählt: Eines Nachts klopft er bei Jesus an. Er kommt mit all seinen Fragen. Er möchte mehr verstehen, was Jesus sagt. Er scheint von Jesus fasziniert gewesen zu sein. Und jetzt wüsste er gerne mehr über ihn…
Auch die beiden Emmausjünger (Lk 24,13-35) veranschaulichen es. Betroffen von Jesu Tod gehen sie nach Hause. Der Auferstandene gesellt sich zu ihnen. Bei ihm können sie über alles reden, was passiert ist. Und er hat Worte, die sie berühren und ansprechen. „Brannte nicht das Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“, sagen sie danach zueinander.
Da ist sie, die Sehnsucht, mit der vielleicht alles beginnt. Sie lädt ein, Jesus noch besser kennen zu lernen. Das eigene Leben zur Sprache zu bringen. Im Glauben zu wachsen.
Von Anfang an machen Christen dabei die Erfahrung: Alleine geht das nicht. „Das Wort, das dir hilft, kannst du dir nicht selber sagen“, formuliert einmal ein Kirchenvater der frühen Kirche. Deshalb gab es schon von frühester Zeit an Menschen, die zum Gespräch zur Verfügung standen. Dafür gibt es viele Beispiele. Im frühen Mönchtum gab es Einsiedlerinnen und Einsiedler, die für die Menschen ein Wort hatten, das ihnen Orientierung gab und die Richtung wies. Oft waren (und sind) Klöster solche Orte, an denen Christinnen und Christen ihr Herz ausschütten konnten. Ignatius von Loyola hat schließlich seine eigenen Erfahrungen mit Gott dazu genutzt, Menschen geistlich zu begleiten. „Nicht das Vielwissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her.“
Auch das könnte die Sehnsucht vielleicht sagen: Ich möchte die Dinge von innen her spüren…
Michael Kleinert und Christina Noe