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01.07.2024

Schritte zu mehr Menschlichkeit: pax christi unterstützt Friedensinitiative in Banja Luka

Führen Gespräche, wie Frieden möglich sein kann (von links nach rechts): Don Karlo Visaticki, Irmgard Scheitler, pax christi Eichstätt, Bischof Don Željko Majić, Friedensarbeiterin Ajša Babačić, Barbara Häußler, pax christi Würzburg. Foto: pax christi

Zwei glückliche Teilnehmerinnen der Kunsttherapie. Foto: pax christi

Eichstätt/Banja Luka - Die Folgen des Balkankrieges sind längst nicht überwunden: Feindschaften, Nationalismen und die Unterdrückung von Minderheiten bestehen fort. Die andauernde wirtschaftliche und politische Unsicherheit führt einerseits zu einer massiven Abwanderung von Menschen in erwerbsfähigem Alter, andererseits bewirkt sie extreme Armut, Resignation und Gewaltbereitschaft bei denen, die bleiben. Spannungen werden zudem durch ausländische Interessen geschürt. Die pax christi‐Gruppen in den Diözesen Würzburg und Eichstätt unterstützen das  Friedensprojekt "Mirna Luka" Banja Luka. Vor ein paar Wochen war eine Delegation vor Ort, um sich über die Friedensbemühungen zu informieren:

Wer erinnert sich noch an die Balkankriege? Sie waren verheerend und endeten mit einem Waffenstillstand, aber keinem Frieden. Die Feindschaft blieb, ja sie hat sich seither eher vertieft. Seit 1998 besteht die Friedensinitiative Mirna Luka, Hafen des Friedens, die von pax christi gegründet und von den Bistümern Eichstätt und Würzburg unterstützt wird. Ajša Babačić ist die Seele von Mirna Luka. Jede Woche nützen mehr als 60 Personen, vornehmlich Arme, Gebrechliche, Alte die Stunden des zwanglosen Zusammenseins im Club. In dieser Zeit können sie untereinander plaudern oder ihre verschiedenen Probleme bei Ajša abladen. Eine Gruppe von ca. zehn Leuten erhält zusätzlich Kunsttherapie mit Bahrija Turčinhodžič. Wer will, kann dann gleich das Angebot der Suppenküche annehmen; sehr lange Schlangen zeigen, dass dies von Woche zu Woche angesichts der wachsenden Armut wichtiger wird. Die islamische Wohlfahrtsorganisation Mosaik ist es, die sowohl die Küche betreibt als auch Mirna Luka Räumlichkeiten zur Verfügung stellt – die Stadt zeigt die kalte Schulter!

In der Republika Srpska leben Serben/Orthodoxe, Kroaten/Katholiken und Bosnier/Moslems – die Volkszugehörigkeit ist eins zu eins identisch mit der Denomination. Miteinander auszukommen ist schwer nach den schrecklichen Erfahrungen und Erinnerungen an den Krieg. Umso wichtiger ist Mirna Luka, wo Religion und Ethnie keine Rolle spielen. Auch hält Mirna Luka Kontakt mit all jenen anderen Organisationen, die helfen. Während der Zeit unseres Aufenthaltes hatten wir täglich an die fünf Treffen mit verschiedenen humanitären Gruppen aller Konfessionen, ließen uns berichten, brachten Ideen ein, bewunderten die Tatkraft dieser Menschen in einem desolaten Staat.

Ein besonderes Anliegen war es uns, den neuen Bischof kennenzulernen, Don Željko Majić. Als ehemaliger Caritasdirektor in Mostar hat er viel Erfahrung mit Armut. So erlebten wir einen Mann, der offen ist für die Anliegen von Mirna Luka und nicht danach fragt, welcher Religionsgemeinschaft Ajša oder Bahrija angehören. Zu unserer großen Freude sagte er uns zu, einen seiner Priester, der Mirna Luka seit Jahren sehr gut kennt, für die gelegentliche Mitarbeit dort freizustellen.

Die Lage ist politisch wegen der hetzerischen Reden des serbischstämmigen Staatspräsidenten Dodik sehr angespannt und restriktiv. Ein neues Gesetz verbietet die Arbeit von ausländischen Organisationen und Freiwilligen als potentielle „Spione“. Während pax christi in Bihac und Sarajevo deutsche Freiwillige einsetzen kann, ist dies in der Republika Srzpka nicht möglich. Hinzu kommt die massive Abwanderung. Wer bleibt, braucht oft zwei Arbeitsstellen, um über die Runden zu kommen. Das bedeutet, dass die NGOs kaum noch junge Menschen finden, die sie unterstützen.

Die Republika Srpska ist ein Vulkan, der jederzeit losbrechen kann. Pax christi will nicht warten, bis es so weit ist, sondern setzt sich mit Mirna Luka für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben ein – und sei es auch mit ganz kleinen Schritten. Es sind tapfere und wirkungsvolle Schritte hin zu etwas mehr Menschlichkeit.

Irmgard Scheitler/pax christi

 

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