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26.06.2024

„Nicht nur zuschauen und abwarten“ - Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner zum Synodalen Weg

Der Eichstätter Diözesanratsvorsitzenden Christian Gärtner äußert sich über die Zukunt des Synodalen Wegs. Foto: Norbert Staudt

Eichsätt - Was die Weiterentwicklung des Synodalen Wegs in Deutschland betrifft, hat das Bistum Eichstätt im Vorsitzenden des Diözesanrats, Christian Gärtner, einen profilierten Vertreter. Er war vor kurzem auch in Mainz beim zweiten Treffen des Synodalen Ausschusses. In einem Interview erzählt er, wie es mit dem Synodalen Weg weiter gehen soll.

Herr Gärtner, unser Bischof Gregor Maria Hanke beteiligt sich nicht an den Treffen des Synodalen Ausschusses. Sie dagegen sind dort festes Mitglied und soeben in die Kommission zur Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Wegs gewählt worden. Wie optimistisch sind Sie, dass sie da bald auch über Fortschritte in  Ihrem Heimatbistum berichten können? Gibt es Anliegen,  Ideen, Neuerungen, die auch der Bischof, obwohl er nicht zum Synodalen Ausschuss geht, auf der Agenda hat und für die er, auch  im Sinne der Weltsynode,  offen ist? Treffen Sie sich regelmäßig zum Austausch?

Christian Gärtner: Wir führen schon immer mindestens vier Mal im Jahr als Vorstand des Diözesanrats ein Gespräch mit dem Bischof. Außerdem ist der Bischof meistens zumindest für eine gewisse Zeit bei den Vollversammlungen des Diözesanrats dabei und diskutiert dort mit allen Mitgliedern des Diözesanrats. Wir treffen uns also regelmäßig zum Austausch. Ich habe deshalb schon den Eindruck, dass Bischof Gregor Maria offen für eine breitere Partizipation aller Gläubigen bei Entscheidungen auch auf Bistumsebene ist, was ja auch ein zentrales Anliegen des Themenkomplexes ist, der beim Synodalen Weg unter dem Stichwort „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ behandelt wurde.
Außerdem ist das auch ganz im Sinne dessen, was auf der Weltsynode diskutiert wird, wenn im Synthese-Bericht der Bischofssynode z.B. mehr „Transparenz und die Kultur der Rechenschaftspflicht“ (Synthese-Bericht 11k) gefordert werden, um beim Aufbau einer synodalen Kirche voranzukommen. Oder wenn dort ein ganzer Abschnitt allein den „Partizipativen Gremien“ gewidmet wird, in dem es unter anderem heißt: „Die angemessene Anerkennung der Verantwortung der Laien für die Sendung in der Welt kann nicht zu einem Vorwand werden, um die Sorge für die christliche Gemeinschaft allein den Bischöfen und Priestern zu übertragen.“ (Synthese-Bericht 18).
Wie konkrete Modelle für mehr Partizipation aller Gläubigen bei Entscheidungen aussehen könnten, haben wir auch schon mehrfach mit dem Bischof diskutiert. Aber in dieser Frage müssen wir uns auch unter den engagierten Gläubigen noch auf gemeinsame Vorstellungen verständigen. Wenn es konkret wird, gibt es unter den Gläubigen durchaus unterschiedliche Vorstellungen davon, wie ein gemeinsames, synodales Beraten und Entscheiden in der Kirche aussehen soll. Ich glaube allerdings nicht, dass ich in den nächsten zwei Jahren im Blick auf die weiteren Themen des Synodalen Weges von großen Fortschritten berichten kann, solange Bischof Gregor Maria sich nicht einzelne Anregungen oder Vorschläge, die beim Synodalen Weg entwickelt worden sind, selbst zu eigen macht.

Aus den Diözesen, deren Bischöfe fernbleiben, wurden Gäste als Multiplikatoren eingeladen. Wer war aus Eichstätt dabei? Und wie geht es weiter?

Nachdem ich selbst ja schon als Delegierter des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK) Mitglied im Synodalen Ausschuss bin, haben wir uns im Vorstand darauf verständigt, dass meine Stellvertreterin Marlies Müller als Gast neben den weiteren Gästen aus den Diözesanräten von Köln, Passau und Regensburg daran teilnimmt. Voraussichtlich wird sie auch bei den weiteren Treffen des Synodalen Ausschusses dabei sein.

Bischof Bätzing hat wiederholt betont: "Die kirchliche Öffentlichkeit muss spüren, dass wir etwas verändern." Der frische Wind, fordert er, müsse an der Basis spürbar werden. Woran denken Sie dabei konkret in unserem Bistum? Was sind Dinge, die ganz oben auf der Liste stehen? Und wer stößt, neben dem Diözesanrat,  diese Themen im Bistum an? Trifft sich die Arbeitsgruppe zur Synodalität, die der Bischof eingesetzt hat, noch?

Mitglieder aus dieser Arbeitsgruppe und auch der Vorstand des Diözesanrats waren bei der Erstellung des Reflexionsberichts der Diözese Eichstätt Bistums zur ersten Phase der Weltsynode beteiligt, der in die Rückmeldung der Deutschen Bischofskonferenz zum Synthese-Bericht der Bischofssynode mit eingeflossen ist. Ansonsten hat sich diese Arbeitsgruppe im vergangenen Jahr nicht getroffen, auch deswegen, weil wir das Thema „Synodalität“ nicht einfach in eine weitere eigene Arbeitsgruppe „abschieben“ wollen. Inwieweit sich außer dem Diözesanrat noch weitere Gruppen im Bistum damit beschäftigen, die Umsetzung von Themen des Synodalen Weges im Bistum anzuregen, kann ich momentan nicht überblicken. Als Vorsitzender des Diözesanrats und Mitglied im Synodalen Ausschuss ist es natürlich meine Aufgabe, diese Themen auch auf Ebene des Bistums einzubringen und zu vertreten. Aber persönlich will ich nicht nur darauf warten, was auf sich diesen Ebenen tut. Deshalb würde ich mir auch von allen engagierten Gläubigen wünschen, nicht nur zuzuschauen, was sich auf dem Synodalen Weg tut und abzuwarten, ob und wann sich Bischöfe bewegen, sondern zu schauen, ob und wie man in seinem unmittelbaren Umfeld vor Ort schon jetzt den frischen Wind des Heiligen Geistes zum Wehen bringen kann.

Manche der Forderungen des Synodalen Wegs spielen auch bei Verbänden, wie z. B. der Frauendiakonat beim KDFB oder die Geschlechtervielfalt beim BDKJ, eine wichtige Rolle. Setzt man sich auch mit denen an einen Tisch, wenn es um die Umsetzung von Beschlüssen des Synodalen Wegs im Bistum geht?

Die Verbände sind ja auch Mitglied im Diözesanrat und deshalb in diesem Rahmen bei allen unseren Diskussionen beteiligt. Die von Ihnen genannten Themen sind aber eigentlich weltkirchliche Themen, die vom Synodalen Weg ausdrücklich an den Papst bzw. die Weltsynode adressiert worden sind. Das Thema „Geschlechtervielfalt“ ist außerdem nicht nur ein Thema der Jugend.

Schon seit geraumer Zeit halten Sie Vorträge in Pfarreien, um den Leuten die Ziele des Synodalen Wegs zu erläutern. Glauben die Leute überhaupt noch dran, dass sich nach so vielen Sitzungen, Querelen, Querschüssen überhaupt noch etwas ändert? Und haben sie neben dem handfesten Thema Pastoralkonzept, das sie in der eigenen Pfarrei beschäftigt, überhaupt ein Ohr für die großen Themen?

Ich nehme im Bistum bei vielen engagierten Gläubigen schon eine gewisse Resignation wahr und das Gefühl, dass sich ohnehin nichts ändern wird. Trotzdem engagieren sich immer noch so viele Menschen allein in den Pfarrgemeinderäten und Verbänden, aber nicht nur dort, weil Ihnen die frohe Botschaft und die Kirche vor Ort wichtig sind.

Ich werbe da für Geduld. Wir erleben in der katholischen Kirche unter dem Stichwort „Synodalität“ gerade weltweit eine Phase des Umbruchs, die von manchen mit der Phase vor dem zweiten Vatikanischen Konzil verglichen wird. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit werden in der katholischen Kirche im Moment drängende Fragen und Themen mit einer Intensität und Offenheit diskutiert, die ich mir selbst noch vor zehn Jahren so nicht hätte vorstellen können. Ich glaube schon, dass darin das Wirken des Heiligen Geistes spürbar ist, und wir nicht wissen und überblicken können, wohin uns sein Wehen noch führen wird. Ich persönlich bin deshalb gerade jetzt sehr zuversichtlich unterwegs, zusammen mit all den anderen in und für die Kirche engagierten Menschen, die ich auf diesem gemeinsamen Weg treffen und kennenlernen darf.

Die Fragen stellte Gabi Gess

Gärtner: Synodalen Ausschuss an der Basis besser vermitteln (Interview mit katholisch.de)

 

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