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19.07.2024

„Wo ich bin, da bin ich ganz“: Dompfarrer Josef Blomenhofer geht in den Ruhestand

Josef Blomenhofer vor dem Kreuz, das er zu seiner Primiz geschenkt bekommen hat.

Josef Blomenhofer vor dem Kreuz, das er zu seiner Primiz geschenkt bekommen hat. Nach 43 Dienstjahren geht der 70-Jährige nun in den Ruhestand. Foto: Johannes Heim/pde

In der Sakristei der Eichstätter Schutzengelkirche bereitet sich Josef Blomenhofer auf die Messfeier vor.

In der Sakristei der Eichstätter Schutzengelkirche bereitet sich Josef Blomenhofer auf die Messfeier vor. Weil der Dom wegen der Sanierungsarbeiten geschlossen ist, finden hier die Pfarrgottesdienste statt. Foto: Johannes Heim/pde

Eichstätt. (pde) – Ein großes hölzernes Kreuz hängt an der Wand in der Wohnung von Josef Blomenhofer. Es begleitet ihn seit seiner Priesterweihe. Geschenkt bekommen hat er es von der Gemeinde zur Primiz – also der ersten Messfeier als geweihter Priester – 1981 in seiner Heimatpfarrei in Lengenfeld. „Hier bete ich immer mein Morgengebet vor dem Frühstück“, erklärt er. Seit 43 Jahren ist Blomenhofer Priester, die vergangenen zwölf davon war er Dompfarrer in Eichstätt. Mit 70 Jahren nun tritt er mit Wirkung zum 31. Juli in den Ruhestand.

Geboren wurde Josef Blomenhofer am 7. Januar 1954 in Lengenfeld, einem kleinen Dorf in der heutigen Gemeinde Velburg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Aufgewachsen ist er dort zusammen mit zwei Brüdern und einer Schwester. Die Familie hatte eine kleine Landwirtschaft, der Vater war Waldfacharbeiter und hat in einer Fabrik für Spanplatten gearbeitet. „Die Mutter und wir Kinder haben zum großen Teil die Landwirtschaft gemacht, da war es selbstverständlich, dass wir auf das Feld gefahren sind um mitzuhelfen, Rüben und Kartoffeln zu ernten“, erinnert sich Blomenhofer. Er stammt aus einem katholischen Elternhaus, Tischgebet und der Gottesdienstbesuch gehörten selbstverständlich zum Alltag. „Wir hatten die Wahl, entweder du gehst in die Kirche, oder du arbeitest im Stall oder in der Scheune. Und dann sind wir manchmal als Kinder lieber in die Kirche gegangen, um nicht arbeiten zu müssen“, ergänzt Blomenhofer mit einem Lächeln. Drei Jahre lang war er außerdem Ministrant in seiner Heimatgemeinde. „Werktags waren ich und mein großer Bruder Lorenz sogar Mesner, weil der ja arbeiten musste. Damals haben wir jeden Tag noch die Kirchenuhr im Turm mit der Handkurbel aufgezogen.“

Nach der Volksschule kommt Josef Blomenhofer nach Eichstätt in das Knabeninternat, das damals zum Priesterseminar gehört, und macht am Willibald-Gymnasium sein Abitur. In dieser Zeit reift der Gedanke in ihm, Priester zu werden. „Das kam nicht aus heiterem Himmel, sondern hat sich im Laufe der Zeit im Knabenseminar entwickelt“, verdeutlicht er. Die Alumnen, also die Theologiestudenten, die sich auch um die Erziehung im Internat kümmerten, seien ihm als berufliche Vorbilder im Gedächtnis geblieben. Ursprünglich wollte er eigentlich einmal Lehrer werden „Zum Glück bin ich von der Idee wieder abgekommen. Ich war einfach nicht der Typ, der sich immer vorne hingestellt hätte.“ Stattdessen tritt er in das Eichstätter Priesterseminar ein und studiert Theologie. Am 4. Juli 1981 wird Josef Blomenhofer von Bischof Alois Brems im Eichstätter Dom zum Priester geweiht. Anschließend ist er zwei Jahre lang Kaplan in Berching in der Oberpfalz und ab 1983 in der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit in Nürnberg-Langwasser. „Ich bin also von der katholisch geprägten Oberpfalz in die Diaspora gekommen. Dort habe ich eine ganz andere Situation des christlichen Lebens kennengelernt – die Anonymität in den Hochhäusern. Da war es plötzlich ein Bekenntnis, zur eigenen Glaubenshaltung zu stehen.“

Nach seiner Zeit als Kreisjugendseelsorger im Landkreis Eichstätt und Pfarradministrator in Schelldorf 1985 wird Blomenhofer ab Oktober 1989 zum Domvikar und Diözesanjugendseelsorger ernannt. „Das war eine sehr intensive, aber auch schöne Zeit, mit vielen Erinnerungen, zum Beispiel an den Diözesanen Jugendtag in Eichstätt mit einer Prozession vom Figurenfeld zur Seminarwiese mit rund 1000 Jugendlichen oder an Bibelgesprächsabende im Jugendtagungshaus Schloss Pfünz“, erinnert sich Blomenhofer. Auch in seiner ersten Pfarrei in Schelldorf liegt ihm die Jugendarbeit mit Jugendwochenenden, Gruppenleiterschulungen oder Besinnungswochenenden im Jugendhaus auf dem Habsberg besonders am Herzen. „Wir hatten teilweise so viele Anmeldungen, dass das Haus nicht gereicht hat. Ich denke, die Priester sollten wieder mehr Jugendarbeit machen, damit sie spüren, wie jung die Kirche eigentlich ist. Da erlebt man, wie schön es ist, wenn sich Jugendliche dadurch entwickeln und im Glauben wachsen.“

Ab 1994 ist Blomenhofer Pfarrer in Monheim, Flotzheim, Weilheim und Wittesheim und von 2001 bis 2002 Regens des Priesterseminars, bevor er Pfarrer in Ingolstadt/St. Anton wird. Anschließend wird er Bischöflicher Beauftragter für die Ständigen Diakone (bis 2011), für die Säkularinstitute, die geistlichen Bewegungen und für die Liturgie (bis 2012) sowie für die Orden (bis 2018). Zudem ist er von 2010 bis 2012 Kurat des Ingolstädter Messbundes sowie Bischöflicher Beauftragter für die Weltkirche. Zwischen 2009 und 2011 wird er zusätzlich zum Pfarradministrator in Pollenfeld und Wachenzell ernannt.

Die Seelsorge bei den Menschen war Josef Blomenhofer immer besonders wichtig. „Ich habe immer versucht, mich voll und ganz meinen neuen Aufgaben zu widmen. Nach dem Vorsatz: ,Da wo ich bin, da bin ich ganz.‘ Wenn ich irgendwo meine Zelte abbrechen musste, war der Abschied zwar immer traurig, aber es war auch immer mit einer neuen Herausforderung verbunden. Daran wächst man.“ Eine dieser großen Herausforderungen war seine Zeit als Dompfarrer in Eichstätt. Die Stelle trat er am 1. August 2012 an.

Bereits vor seiner Zeit als Dompfarrer wurde St. Walburg mit der Dompfarrei zusammengeführt. Mit St. Johannes in Rebdorf, Obereichstätt und zuletzt der Heiligen Familie ist die Stadtkirche in Eichstätt immer mehr gewachsen. Neben diesen vier Pfarreien haben die vielen Filialkirchen von Pfünz bis Wasserzell und Obereichstätt ihr Eigenleben, weiß der Dompfarrer. „Das sind ganz andere Verhältnisse. Hier sind die Voraussetzungen anders als in Nürnberg-Langwasser, wo vier Pfarreien zu einer fusionierten.“ Bei allem Zusammenwachsen müsse man auch die Kirche vor Ort am Leben erhalten, so lange es geht. „Was vor Ort möglich ist, soll vor Ort geschehen. Wenn es nicht mehr möglich ist, muss man schauen, dass man in der größeren Gemeinschaft Kirche aufbaut und das mit Pfarr- und Stadtkirche verbindet“, verdeutlicht Blomenhofer.

 Dass die Pfarrkirche Heilige Familie in Eichstätt wegen Einsturzgefahr vor kurzem geschlossen werden musste, schmerzt den Dompfarrer besonders, aber man müsse auch wegen der schwindenden Zahl an Gottesdienstmitfeiernden in Zukunft enger zusammenrücken. „Das tut natürlich weh, aber wenn mehr Menschen an einem Ort zusammenkommen als wenige an vielen Orten, entsteht wieder mehr Atmosphäre bei den Gottesdiensten.“ Die wachsende Zusammenarbeit zwischen Pfarreien sei auch eine Bereicherung, wenn man sehe, wie viele Ehrenamtliche und Laien sich dort engagieren, ob bei Pfarrfesten, der Nacht der offenen Kirchen oder bei der Kommunion- und Firmvorbereitung. Es seien oft die unscheinbaren Dienste im Hintergrund, die eine Pfarrei tragen. „Dazu braucht es Vertrauen untereinander und innerhalb der Gemeinde und den Mut, über den eigenen Tellerrand und Pfarreigrenzen hinauszuschauen“, meint Blomenhofer. Der Finanzskandal in Bistum Eichstätt und die Missbrauchsfälle in der Kirche hätten viel Vertrauen gekostet, das man wieder gewinnen müsse. „Die Kirche kann nur wachsen, wenn wir Beziehungen pflegen. Das fängt im Kleinen an, bei Gesprächen am Tisch beim Pfarrfest oder Besuchen bei Geburtstagen oder Tauffeiern. Ein Pfarrer muss auf die Leute zugehen und die Talente und das Engagement in seiner Gemeinde erkennen und fördern.“ Priester könne man nie gegen die Menschen sein, sondern immer nur mit den Menschen und für die Menschen und ihre Sorgen.

Ein letztes großes Kapitel auf seinem Weg als Priester ist seit März 2020 die Domsanierung, die sehr gut verlaufe. Die Pfarrei sei an vielen Stellen mit eingebunden gewesen, zum Beispiel bei der Gestaltung des Altarraums und beim Beleuchtungskonzept. „Wir haben da wirklich alle mit ins Boot geholt, vom Pfarrgemeinderat über die Kirchenverwaltung bis zum Domkapitel. Ich freue mich schon auf die Wiedereröffnung des Doms, weil die Dompfarrei dann endlich wieder eine eigene Pfarrkirche hat. Ich hoffe, dass dann auch wieder mehr Menschen die Gottesdienste mitfeiern“, sagt Blomenhofer.

Freude am Priesterberuf hat Blomenhofer immer der Kontakt mit den vielen Menschen und die Vielfalt bereitet. „Als Priester bekommt man das ganze Leben der Menschen mit, sei es bei Taufe, Trauungen bis hin zu Trauer- und Sterbefällen.“ Viele schöne Erinnerungen seien da hängen geblieben. Zum Beispiel Nachtwanderungen beim Hüttenlager, Paar-Wochenenden bei der Ehevorbereitung, Begegnungen in den Pfarreien mit Seniorinnen und Senioren oder Tänze bei Jugendgottesdiensten in Pfünz.

Ausgleich vom Alltag als Priester findet Blomenhofer in seiner Mittagspause beim Lesen, beim Spazierengehen an der Altmühl und auf den Frauenberg oder bei Ausflügen mit dem Rad. „Da kann ich einfach mal durchatmen. Mit meinem E-Bike komme ich auch in meinem Alter sogar noch auf die Jurahöhen und muss nicht im Altmühltal bleiben. Zum Beispiel nach Pollenfeld, Titting, durch das Anlautertal oder die Gegend um Kipfenberg.“

In den Ruhestand geht Josef Blomenhofer mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Der Kontakt zu den vielen Leuten wird mir sicher fehlen. Auf der anderen Seite bin ich auch froh, wenn Stress und Termine weniger werden, weil ich in meinem Alter einfach nicht mehr so kraftvoll wirken kann wie früher.“ Er will versuchen Ruhe zu finden, aber dennoch auch aktiv bleiben: „Ich will als Priester mithelfen, wo ich gebraucht werde.“ Sonst werde es ihm vielleicht doch schnell langweilig, ergänzt er und lacht. Mit Sicherheit wird Josef Blomenhofer als Mensch bleiben, wie man ihn kennt – bodenständig und mit den Menschen verbunden.

Beim Pfarrfest der Dompfarrei, am Sonntag, 21. Juli, wird Josef Blomenhofer ab 15 Uhr auf dem P.-Philipp-Jeningen-Platz in den Ruhestand verabschiedet.

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