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25.06.2024

„Vielfältige Aufgaben“: 117 Krankenpflegevereine im Bistum Eichstätt

Foto: Peter Esser/Caritas

Andreas Rabl, Vorsitzender des Krankenpflegevereins Eitensheim, hielt einen Vortrag über Geschichte und Bedeutung der Krankenpflegevereine. Foto: Peter Esser/Caritas

Foto: Peter Esser/Caritas

Rund 60 Caritas-Verantwortliche für den Bereich ambulante Pflege nahmen an dem Tag der Krankenpflegevereine teil. Foto: Peter Esser/Caritas

Eichstätt – Wie können die Krankenpflegevereine am Leben erhalten werden? Und welche Möglichkeiten gibt es für sie, vor Ort sichtbar zu sein? Mit diesen Fragen haben sich am Freitag, 21. Juni, im Alten Stadttheater in Eichstätt rund 60 Caritas-Verantwortliche für den Bereich ambulante Pflege auseinandergesetzt. Dabei waren neben den Vorsitzenden der Vereine auch Vorsitzende und Geschäftsführende der Caritas-Sozialstationen, Caritaspfarrer sowie Führungspersonen des Diözesan-Caritasverbandes. „Die Sozialstationen brauchen uns“, brachte der Vorsitzende des Krankenpflegevereins Eitensheim, Andreas Rabl, die Antworten auf die Fragen auf den Punkt. Rabl hielt bei der Veranstaltung einen Vortrag über die Geschichte der Krankenpflegevereine und deren Bedeutung heute. Zudem sprach der Fachbereichsleiter Pflegeversicherung bei der AOK Ingolstadt, Sebastian Stoll, zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Unzählige Möglichkeiten für Engagement

„Erste Gründungen von Krankenpflegevereinen liegen bis zu 100 Jahre zurück“, informierte Andreas Rabl. Es waren Vereine in den Pfarreien ohne Struktur. Ordensschwestern boten seinerzeit bereits Grundpflege, Behandlungspflege, die Versorgung von Wunden, Haushaltshilfe und Sterbebegleitung an. Der Vereinsbeitrag wurde direkt von den jeweiligen Schwestern kassiert. „Nachdem die Orden ihre Schwestern zurückgezogen hatten, wurden in den Achtzigerjahren die ersten Krankenpflegevereine, wie sie heute noch bestehen, gegründet“, so Rabl. Doch die Versorgung von Kranken und Hilfsbedürftigen stieß schon bald an ihre Grenzen. Daher wurden Ende der Achtzigerjahre Sozialstationen eingerichtet. Dadurch standen die Krankenpflegevereine vor einer neuen Situation: „Neben der Unterstützung der Sozialstationen, deren Eigner die Krankenpflegevereine sind – was oft nicht bekannt ist –, galt es nun, weitere Aufgaben und Angebote zu finden, um in den einzelnen Pfarreien präsent und sichtbar zu sein“, erklärte der Referent. Hier gebe es unzählige Möglichkeiten. „Die wichtigste davon ist die engmaschige Zusammenarbeit mit der Sozialstation und deren Sichtbarmachung in den jeweiligen Pfarreien“, so Rabl.

Was alles getan werden könne, dazu beschrieb der Eitensheimer mehrere Beispiele aus seinem Verein. „In der Adventszeit werden vom Krankenpflegeverein alle Personen, die auf irgendeine Weise von der Sozialstation versorgt und betreut werden, besucht. Ebenso diejenigen Personen, die einen Besuch wünschen. Bei uns in Eitensheim waren das im vergangenen Jahr 68 Besuche“, informierte Rabl. Beim Besuch werde eine Weihnachtskarte und ein Geschenk überreicht, deren Kosten der Verein trage. Darüber hinaus werden dem Referenten zufolge der Pfarrei angehörige Menschen ab dem 70. Lebensjahr in Fünfjahresschritten besucht, ab dem 90. Lebensjahr jährlich. „Dies sind in unserer Pfarrei im Jahr rund 100 Personen.“ Sie erhalten eine Glückwunschkarte und ein Geschenk, deren Kosten auch der Krankenpflegeverein übernehme. Außerhalb von Geburtstagen würden auf Wunsch auch alleinstehende Menschen besucht. Gemeinsam mit dem Helferkreis der Gemeinde Eitensheim bieten Engagierte des Vereins Dienste an: „Hier werden vor allem Fahrten zu Ärzten, Therapeuten und zum Einkaufen angefragt. Diese Fahrten werden aber nur durchgeführt, wenn sie im privaten Umfeld des Hilfebedürftigen nicht möglich sind“, betonte Rabl.

Seit einigen Jahren beteiligt sich der Verein nach seinen Worten auch am Ferienprogramm der Gemeinde. Angeboten werden in Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst ein Erste Hilfe Kurs für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. „Sinn davon ist es, den Kindern beizubringen, wie sie selbstständig Erste Hilfe rufen können, wenn kein Erwachsener anwesend ist.“ Außerdem organisiert der Verein eine Veranstaltung „Sicherer Umgang mit dem Hund“. Ferner beraten Mitglieder des Vereins bei verschiedenen Gelegenheiten über die Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht und begleiten bei der Einstufung in einen Pflegegrad. Bei der Durchführung der Jahresmitgliederversammlung ist nach Erfahrung von Rabl Kreativität gefragt. Früher sei diese wochentags nach einer Abendmesse abgehalten worden. „Nachdem bei diesem Termin die Teilnehmerzahl immer weniger wurde, haben wir die Mitgliederversammlung auf einen Sonntagnachmittag in der Fastenzeit gelegt und hatten schon bis zu 80 Teilnehmer.“

Um Werbung für den Krankenpflegeverein zu machen, schreibt der Verein alle Familien in der Gemeinde an und spricht gezielt Personen an. Aktivitäten werden in der Presse veröffentlicht. „Die Aufgaben der Krankenpflegevereine sind vielfältig. Suchen Sie die für sie passenden Angebote und Aktivitäten aus“, richtete sich Rabl bei der Caritasveranstaltung an die Vertreterinnen und Vertreter andere Krankenpflegevereine. Wichtig sei eine aktive und motivierte Vorstandschaft, dass diese möglichst viele Personen umfasst, um Aufgaben zu verteilen, und die Kooperation mit ortsansässigen Vereinen und Organisationen. „Mit all diesen Angeboten und Diensten können wir auch der zunehmenden Vereinsamung unserer Mitmenschen entgegenwirken“, sagte der Eitensheimer. Nach Angaben der Caritas gibt es im Bistum Eichstätt derzeit 117 Krankenpflegevereinen mit insgesamt 18.150 Mitgliedern.

Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachten

Sebastian Stoll gab einen Überblick über die aktuelle Lage der Pflege sowie einen Ausblick auf deren Zukunft. „Die Anzahl der Beschäftigten nimmt nur leicht zu, während jene der Leistungsbezieher deutlich ansteigt“, fasste er die Problematik zusammen. Wenn demnächst die „Babyboomer“ hinzukämen, werde sich diese noch verschärfen. Für die gesetzliche Pflegeversicherung wird nach Darstellung Stolls für 2024 ein Defizit von 1,5 Milliarden Euro erwartet, für 2025 gar von 3,4 Milliarden Euro. Ursachen dafür seien neben dem Anstieg der Leistungsbezieher die Anhebung der Leistungsbeträge und höhere Zuschüsse zu Eigenanteilen in stationären Einrichtungen. Als besonders wichtig bezeichnete es der Referent, Prävention zum Ziel der Pflegepolitik zu machen sowie Aufklärung und Beratung auszubauen: „Menschen sollen sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen.“ Grundsätzlich müsse die Pflege zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe von Bund, Ländern, Kommunen, Kranken- und Pflegekassen und weiteren Akteuren gemacht werden. Auch der Vorsitzende des Krankenpflegevereins Berching und Leiter des dortigen Caritas-Seniorenheimes, Gerhard Binder, hält dies für ganz wichtig, „vor allem, um gutes und qualifiziertes Personal zu bekommen. Sonst steuert unsere Gesellschaft auf eine Katastrophe zu“, so Binder.

Quelle: Caritasverband für die Diözese Eichstätt

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