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16.08.2024

Mit Herzblut und hoher Kompetenz: Kandidatinnen und Kandidaten zur Kirchenverwaltungswahl

Am 24. November werden neue Kirchenverwaltungen im Bistum gewählt, die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten läuft. Wir haben nachgefragt bei Kirchenpflegern, die dem Gremium in ihrer Pfarrei unterschiedlich lange angehören: Treten Sie noch einmal an?

Von Michael Heberling

In diesem Herbst sind es 30 Jahre, dass Johann Ehrl (67) Kirchenpfleger in Breitenbrunn ist. Am 24. November dieses Jahres werden in Bayern die Kirchenverwaltungen für die kommenden sechs Jahre gewählt, die Kandidatensuche läuft noch bis Mitte Oktober. Tritt er noch einmal an und wird wieder in sein Amt gewählt, wird Ehrl 74 Jahre alt sein, wenn er die Amtsgeschäfte endgültig übergeben kann. Das hätte er schon jetzt gerne getan, aber es fehlt an Frauen und Männern, die sich zur Wahl stellen wollen, geschweige denn die verantwortungsvolle und durchaus arbeitsintensive Funktion des Kirchenpflegers übernehmen. Und das ist nicht nur in Breitenbrunn so. Martina Roth-Ubl (68) ist seit zwölf Jahren Kirchenpflegerin in der Pfarrei St. Vitus und St. Deocar in Herrieden. Ihr habe die Arbeit immer viel Spaß gemacht, sagt sie, auch als sie noch berufstätig war. Sie trete diesen Herbst noch einmal an, um einen guten Übergang für ein neues, junges Team vorzubereiten. Jetzt einfach hinzuschmeißen, bringe sie nicht übers Herz: „Wir sind in der Gemeinde und eigentlich ja in der Kirche insgesamt in einem Umbruch, da kann ich nicht einfach aufgeben“. Ihre Arbeit sei immer eine Herausforderung gewesen und es habe ihr Freude bereitet „Kirche vor Ort zu gestalten und pastorale Arbeit zu ermöglichen“. Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe die Arbeit bestens funktioniert.

Von einem „super Team“ schwärmt auch Johann Ehrl, man habe die vielen Aufgaben untereinander aufgeteilt, und mit den vier Pfarrern in dieser Zeit gut zusammen gearbeitet. Die wissen in der Regel auch, was sie an ihrer Kirchenverwaltung haben. Eine Kirchenstiftung hat den rechtlichen Status eines Unternehmens und ein Pfarrer ist – wenngleich Vorsitzender der Kirchenverwaltung – nun mal kein Verwaltungsbeamter. Gut wenn dann der Kirchenpfleger, wie etwa Johann Ehrl als Ex-Banker, kaufmännisches Wissen mitbringt. Er muss Bescheid wissen über Investitionen und Fördermöglichkeiten, über Kassenbuchführung und Sammlungsorganisation, er braucht Kenntnisse der wichtigsten Verwaltungsrichtlinien, der Datenschutzverordnung, in Steuerrecht, bei Versicherungen und im Personalführungswesen, denn die Stiftung ist Arbeitgeber, er muss sich also auch in Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes auskennen, über Prüfkriterien und -fristen informiert sein, über Planung von Renovierungen, Bau- oder Umbauarbeiten, möglicherweise über Verpachtungen oder Vermietungen Bescheid wissen. Zur Verwaltung eigener Grundstücke kommen, wie auch in Breitenbrunn, noch Pfründegrundstücke hinzu, die fürs Bistum mit verwaltet werden. Ehrl ist froh, dass er in dieser speziellen Materie von einem Staatsförster in Ruhe ehrenamtlich unterstützt wird.

Tatsächlich ist die Arbeit ohne Unterstützung für eigentlich „Fachfremde“, die in der Regel ja noch ihrem Brotberuf nachgehen, kaum mehr zu bewältigen. Die Bürokratie habe überhandgenommen, beklagt Ehrl, ständige Änderungen und zusätzliche Neuerungen in Regelwerken und in der Gesetzgebung – Stichwort Steuerreformen – die Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgrund von Preissteigerungen, steigenden Eigenbeteiligungen, zeitintensive Genehmigungsverfahren und erschwerte Auftragsvergabe. „Es braucht zukünftig noch mehr fachlichen Rat und Hilfe, die vor allem zeitnah erfolgen müssen“, findet Ehrl. Eichstätt informiert über Neuigkeiten und Änderungen in Briefen an die Stiftungen und im Pastoralblatt, außerdem werden Weiterbildungskurse angeboten: „Da ist man sehr bemüht, aber ehrlicherweise muss man sagen, wenn es in der Kommunikation hakt und Anfragen unbeantwortet bleiben, dann ist die Stimmung bei solchen Treffen verständlicherweise nicht so besonders“. Positive Erfahrungen habe er mit den 2020 im Bistum eingeführten Verwaltungskoordinatoren gemacht, die die Kirchenstiftungen beraten und so „Hilfe zur Selbsthilfe“ geben. Das bestätigt auch Martina Roth-Ubl: „Die Koordinatoren sind eine sehr gute Sache. Auch andere Ämter in Eichstätt unterstützen nach Kräften, wie etwas das Bauamt“. Einstweilen hat sich Johann Ehrl darauf eingestellt, „jetzt wo Zeit und Kräfte noch reichen“, wieder anzutreten. Auf die Frage, ob er seine ehrenamtliche Arbeit wertgeschätzt fühle, meint er: „Der Anfang der Wertschätzung ist das Wahrgenommenwerden“. Das wünsche er sich „nicht nur alle heiligen Zeiten“ und wenn es um die Sicherung des ehrenamtlichen Personals gehe: „Mir hat die Arbeit immer Spaß gemacht und es hängt ja auch viel Herzblut dran. Außerdem hat man ein gewisses Verantwortungsgefühl und noch einige laufende Projekte, die man zu Ende bringen will“.

Ganz anders hat sich im Vorfeld dieser Wahlen Agathe Herrmann-Schmidt (81) in der Pfarrei St. Albertus Magnus in Stein entschieden. Angesichts ihres Alters hielte sie es für falsch, noch einmal für sechs weitere Jahre zu kandidieren. Ihren Entschluss, im Jahr 2013, mitten in der Amtszeit des Gremiums, den Posten der zurückgetretenen Kirchenpflegerin zu übernehmen, konnte sie nur deshalb mit Überzeugung fassen, weil sie als Pfarrgemeinderätin und engagierte Christin in ihrer Gemeinde Vertrauen in das gute und kompetente Zusammenwirken aller Kräfte hatte – und nicht enttäuscht wurde. „Die Arbeit war belastend aber auch bereichernd, ich habe meine Entscheidung nicht bereut“, bilanziert sie heute. Besser kann Wahlwerbung nicht sein!

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