Preis für Aufenthaltsqualität
Wolframs-Eschenbach, die „Stadt des Parzivaldichters“ im Landkreis Ansbach, diente 1974 als Kulisse für den Kinderfilm-Klassiker „Der Räuber Hotzenplotz“. Die Bücherei gegenüber dem Rathaus ist untergebracht in einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1638, das komplett renoviert wurde. Mit einem klaren Fokus auf Kinder und Familien kombiniert der traditionelle Bau moderne Architektur und Technik. „Die hellen, lichtdurchfluteten und barrierefreien Räume schaffen eine einladende Wohlfühlatmosphäre. Der kinderfreundliche Bereich im Erdgeschoss mit einer großzügigen Leseburg macht den Aufenthalt zum Vergnügen“, heißt es in einer Pressemeldung des St. Michaelbundes zur Preisverleihung. Fast die Hälfte der über 5000 Medien ihres Bestandes richtet sich an Kinder.
Das Angebot der Bücherei ist bei den jungen Gästen so beliebt, dass jedes Buch im Durchschnitt viermal im Jahr ausgeliehen wird. Als Besonderheit für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren bietet die Bücherei einmal im Monat ein Bilderbuchkino an. „Es wird eine Kino-Atmosphäre geschaffen und wir haben einer tolle Vorleserin, die die Kinder in die Geschichte miteinbezieht“, erzählt Büchereileiterin Anni Rathgeber-Ferber. Zwölf ehrenamtliche Mitarbeiterinnen engagieren sich mit viel Leidenschaft in der Bücherei, um Kindern spannende Bücher und ihre Geschichten nahezubringen sowie die Leselust bei den Kleinen zu fördern. Ein Plus ist auch die Öffnungszeit am Sonntag. „Da haben die Familien am meisten Zeit, um in die Bücherei zu kommen. Und das wird wirklich honoriert von den Leserinnen und Lesern“, sagt Rathgeber-Ferber. „Die Bücherei in Wolframs-Eschenbach punktet mit einer der Zukunftsfaktoren: die Aufenthaltsqualität“, sagt Martha Gottschalk.
Beliebte Treffpunkte für Familien
Fast 100 Pfarreien im Bistum Eichstätt betreiben – alleine oder zusammen mit der jeweiligen Kommune – eine Bücherei. Rund 1250 Ehrenamtliche, hauptsächlich Frauen, engagieren sich in diesen Einrichtungen. „Sie machen ausgezeichnete Angebote für Kinder und Familien und bieten eine großartige pastorale Chance“, meint Diözesanbibliothekarin Gottschalk. Nicht nur Spracherwerb und Leseförderung seien der Grund für die Beliebtheit der Büchereien. „Es geht immer mehr auch um Kontakte in den entsprechenden Wohnquartieren von Ingolstadt bis Nürnberg und von Herrieden bis Seubersdorf“, erklärt Gottschalk. Besonders am Sonntagvormittag seien die Büchereien beliebte Treffpunkte für Familien: „Viele Büchereileitungen berichten von Kontaktgesprächen, die über den normalen Ausleihvorgang hinausgehen.“
Angesichts steigender Preisen für Kinderbücher und im Hinblick auf Nachhaltigkeitsgedanken ist „Leihen statt kaufen“ laut Gottschalk stark im Trend. Da sei eine finanzielle Unterstützung durch den Kinderbibliothekspreis, das Lesezeichen oder andere Förderungen sehr entlastend, könne man mit dem Geld doch lange aufgeschobene Erneuerungen oder Angebote neu in den Blick nehmen. „Die Preisverleihung ermutigt, weiter zu machen trotz aller Hindernisse und Engpässe. Mit eigenem Profil kann jede Bücherei ihre wichtige Rolle für die Menschen in den Orten zeigen“, sagt Gottschalk. Dies sei wichtig, gerade in einer Zeit in der eine Studie über Einsamkeit aufzeige, wie schwer sich Menschen mit Kontakten tun. „Büchereien sind hier eine gute Antwort: Die Michaelsbundbüchereien sehen ganz klar hier ihren Auftrag: mit Büchern für Menschen“, so das Fazit der Eichstätter Diözesanbibliothekarin.
Text: Geraldo Hoffmann