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24.09.2024

Eine Dom-Führerin in den Startlöchern

Dom-Führerin Hedwig Kölle zeigt auf den Hochaltar im neu renovierten Dom.

Dom-Führerin Hedwig Kölle zeigt auf den Hochaltar im neu renovierten Dom. Foto: Gabi Gess

Eichstätt - „Für uns Mitglieder der Eichstätter Dompfarrei war das schon ein größerer Einschnitt“, sagt Hedwig Kölle über die letzten Jahre und freut sich umso mehr, dass sich die Pforten des Doms bald wieder öffnen. Dort ist die 72-Jährige, die seit ihrem zwölften Lebensjahr in Eichstätt wohnt, aber nicht nur als Gottesdienstbesucherin anzutreffen, sondern auch als Stadtführerin. Vor 24 Jahren hat sie eine entsprechende Ausbildung gemacht und ein Jahr später durch eine Kirchenführer-Ausbildung bei der Kunsthistorikerin des Bistums, Dr. Claudia Grund, ergänzt. Solch einen Lehrgang quer durch die Kirchen der Diözese und natürlich auch den Dom, „kann man jedem Stadtführer wärmstens ans Herz legen“, empfiehlt Kölle. Für die Diözese sei es ein Glücksfall, dass ihre Mitarbeiterin Grund auch in die kommunale Stadtführerausbildung aktiv eingebunden sei. Dass Stadt- und Domführungen Hand in Hand gehen und städtische Guides Führungen im Dom geben dürfen, sei heute längst nicht mehr selbstverständlich. Domführungen würden in vielen Kathedralen exklusiv von eigens eingerichteten Infozentren angeboten. Dass es in Eichstätt noch anders ist, „dafür sind wir alle dem Domkapitel und dem Hausherren des Doms, Domkapitular Reinhard Kürzinger, von Herzen dankbar.“ 

Bei ihren Führungen komme es schon vor, dass Teilnehmende sich den Gang in ein Gotteshaus sparen, weil sie mit Kirche nichts am Hut haben. „Es gibt aber auch Leute, die sich darauf einlassen, eine Kirche als einen Ort zu sehen, der Menschen im Glauben etwas geben kann. Über eine Führung kann vielleicht der erste Schritt gemacht werden“. Die mittelalterlichen Kunstwerke seien einst ja gerade geschaffen worden, um den Menschen bildhaft den Glauben zu vermitteln. Kölle erinnert sich an ihre Bedenken, als sie vor einigen Jahren eine muslimische Männergruppe durch den Dom führen sollte. „Aber sie haben sich sehr respektvoll eingelassen auf das, was sie sahen. Man muss nicht unbedingt glauben, aber den Gläubigen und der Kirche Respekt zollen. Wenn man sich darauf einlässt, nimmt man auch etwas mit.“ Bei der Domführung lasse sich neben den baulichen und kunsthistorischen Details auch vermitteln, wie viele Menschen schon in ihren Sorgen und Nöten an diesen Ort gekommen seien.

Gut gefällt Kölle, dass im Zuge der Domsanierung der Taufstein in die Mitte gerückt ist. Und von der Farbenpracht des restaurierten Hauptportals ist sie regelrecht begeistert. „Gigantisch“, findet sie und beginnt ganz automatisch, die reiche Szenerie zu erläutern, die vom Sterbelager Mariens ausgehend den Heilsplan Gottes entfaltet. Lächelnd hält sie inne und meint: „Man versucht halt immer, das Pastorale mit der Kunst zu verbinden.“ Das geschieht auch vor dem Pappenheimer Altar, den die Fremdenführerin, ebenso wie die Sitzfigur des heiligen Willibald, bei keinem Domrundgang auslässt. „Was ich sehr gern noch dazu nehme, ist die moderne Bischofs-Grablege“.

Statt in den Dom hatten die Stadtführerinnen und -führer ihre Gäste in den vergangenen Jahren vermehrt in die Schutzengelkirche geführt. Dort wird es nun, touristisch betrachtet, wohl wieder ruhiger werden. Sich bei einer anderthalbstündigen Stadtführung durch das barocke Kleinod Eichstätt gleich zwei Kirchen ausgiebig zu widmen, dazu sei die Zeit zu knapp, weiß Kölle, „und es wird in der Regel von Touristen auch nicht gewünscht“. Sie rechnet aber damit, dass viele, auch umliegende Pfarreien, in nächster Zeit reine Domführungen buchen werden, in denen ausgiebig Zeit bleibt. Auch Chöre, so ihre Erfahrung, melden sich gerne für eine spezielle Domführung an, um dann dort ihre Stimmen erklingen zu lassen.

Die Saison beginnt in der Regel mit dem Palmsonntag und geht bis in den Oktober hinein. Schwerpunktmäßig sei die Gruppe der über 50-Jährigen vertreten, gibt Kölle Auskunft. Teilnehmende mit Rollatoren seien keine Seltenheit. Deshalb begrüßt sie den neuen Aufzug, der einen barrierefreien Zugang in den Dom ermöglicht. Drinnen, inmitten der gotischen Säulen und Gewölbe, seien die meisten Erstbesucher sichtlich beeindruckt, beschreibt sie die Wirkung des mächtigen Innenraums. Und ist zugleich heilfroh, dass durch den Eichstätter Dom keine Menschenmassen wie durch den Markusdom in Venedig oder die Sagrada Familia in Barcelona geschleust werden müssen. Wenn es nur noch nach der Devise gehe: „Das muss man gesehen haben“, dann, meint sie resolut, „hör‘ ich auf!“

Text: Gabi Gess

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