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04.07.2024

Buch des Monats Juli: „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“

Titelblatt des Buches „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“. Grafik: ©Thienemann

Eichstätt. (pde) – Eine poetische Geschichte über den Mut, nach den Sternen zu greifen, erzählt Steven Herrik in seinem Buch „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“. Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos stellt es in der Reihe „Buch des Monats“ der Diözese Eichstätt vor.

Manchmal kann in kurzen Texten, fast stichpunktartig formuliert, unsere ganze Welt stecken – wie in dem berührenden Jugendroman: „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“ des australischen Autors Steven Herrick. Das Buch, einfühlsam übersetzt von Uwe-Michael Gutzschhahn, ist alles andere als nur für die genannte Altersgruppe mehr als lesenswert ist. Es ist eine Geschichte aus den frühen 1960iger Jahren. Der junge Protagonist des Romans, Harry Hodby, fungiert als Ich-Erzähler, der über sich und seine nicht einfache Kindheit und Jugend berichtet. Der Vater ist alleinerziehend, die beiden Söhne Harry und Keith haben die Mutter schon früh verloren. Der Vater arbeitet hart, trotzdem ist wenig Geld da und die Jungs sind tagsüber auf sich selbst gestellt. Sie sind weder gewaschen noch gekämmt, ihre Kleidung ist oft schmutzig. Einmal in der Woche sorgt ihre Tante für das Nötigste.

Und doch ist es viel mehr als eine einfache Erzählung über eine schwierige Jugend. Das Leben in einem nachbarlichen Umfeld, das weit mehr Belastung als Hilfe bietet auf dem schwierigen Weg ins Erwachsenwerden, ist keine Schwarz-Weiß-Zeichnung. Die Fürsorge füreinander, die Liebe des Vaters, der seinen beiden Söhnen etwas zutraut, auch wenn sie Unsinn machen, die Streiche und Raufereien, die Freundschaften, die schweren Verluste, die Hoffnungen und Träume: Es gelingt Herrick meisterhaft die Empfindungen seines heranwachsenden Helden einzufangen und damit einen fesselnden Bilderbogen über die Jugendzeit, eine Zeit tiefer Gefühle zu spannen. Eindrucksvoll entwickelt Herrick das Spektrum der emotionalen Farben: Silber als Farbe für eine schmerzvolle Jugendliebe, braun die Farbe für die Haarfarbe der verlorenen Liebsten ebenso wie für das dürre Wintergras. 2019 wurde der Roman sowohl mit dem Jugendliteraturpreis wie auch dem katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.

Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard drückte es einmal so aus: „Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts“. Das erkennt auch der Ich-Erzähler. So begleiten wir ihn als Lesende, tauchen ein in seine Welt, die – wie auch manchmal die Kurztexte in Versform – ins Stocken gerät, werden mit dem Protagonisten älter und nehmen teil an seinen Erfahrungen. Das Leben und der Fluss, an dem die Kleinstadt liegt, sind gleichzeitig Realität und Symbol für das beständige Wachsen, Werden und Vergehen des Lebens. So traurig vieles ist, was Harry auf dem Weg ins Erwachsenwerden auch durchleben muss, es sind vor allem die fürsorglichen Erinnerungen, die Harry empathisch machen gegenüber der Not anderer. Es ist ein Buch, das ermutigt und zeigt: Das Leben findet seinen Weg – und es ist stärker, seien die Umstände auch noch so widrig. Eine ganz besondere, poetische Sommerlektüre, die Leserinnen und Leser beschenkt zurücklässt.

Herrik, Steven: „Ich weiß, heute Nacht werde ich träumen“. Thienemann Verlage, 2018. Preis: 17 Euro. ISBN: 978-3-522-20246-6.

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