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25.07.2024

„Als Priester den Menschen ernst nehmen“: Domkapitular Paul Schmidt geht in den Ruhestand

Portrait

Domkapitular Paul Schmidt geht in den Ruhestand. Er war viele Jahre Rektor des Collegium Orientale (im Hintergrund). Foto: Anika Taiber-Groh/pde

Eichstätt. (pde) – „Was will Gott von mir – diese Frage zieht sich bis heute durch“, erzählt Domkapitular Paul Schmidt. Der 71-Jährige wird am 31. Juli auch in seinem Amt als Domkapitular in Ruhestand gehen. Bereits seit 1. September vergangenen Jahres befindet sich Schmidt bei seinen übrigen Aufgaben im Ruhestand.

Schmidt ist in einer tiefgläubigen, katholischen Pfarrei groß geworden, berichtet er. Mit zwei Schwestern und einem Bruder wuchs er in Pollenfeld auf. In der neunten Klasse hatte er den nunmehr emeritierten Bischofsvikar Georg Härteis als Religionslehrer: „Da habe ich begonnen, mich mit der Frage ernsthaft zu beschäftigen, ob ich Priester werden möchte“, so Schmidt. Ein etwa zweijähriger Prozess begann: „Ich hatte viele Gespräche und Begegnungen mit Priestern, die diesen Weg gegangen sind. Und irgendwann habe ich beschlossen: Warum soll ich es nicht mal wagen?“

Am 30. Juni 1979 wurde Paul Schmidt in Eichstätt zum Priester geweiht. Er war zunächst unter anderem als Kaplan in Schwabach und Neumarkt im Einsatz. 1985 wurde er Pfarrer in Pleinfeld und Walting und hatte damit seine erste eigene Pfarrei. „Mein Grundverständnis hat sich bis heute nicht verändert: Dass man als Priester den Menschen ernst nehmen muss. Ich habe immer versucht, den einzelnen zu verstehen.“

Dieses Verstehen hat Paul Schmidt auch in den Dienst der Weltkirche geführt. „Zunächst habe ich beispielsweise orthodoxe Priester oft nicht verstanden – heute verstehe ich sie und bin dankbar für diese Begegnungen“, erzählt Schmidt. 2008 wurde Schmidt Rektor des Collegium Orientale der Diözese Eichstätt, zeitgleich war er als Pfarradministrator in Ochsenfeld und Meilenhofen eingesetzt. Das Collegium Orientale ist ein Priesterseminar für Studenten aus katholischen Ostkirchen der verschiedenen Riten und aus nichtkatholischen Schwesterkirchen des Ostens und Orients. 2009 wurde Paul Schmidt von Papst Benedikt XVI. zum Kaplan Seiner Heiligkeit mit dem Titel Monsignore ernannt.

Die Ostkirchen waren Schmidt immer ein Anliegen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine „geht mir sehr nahe“, berichtet er. Viele Themen der Ostkirche beschäftigen ihn nach wie vor. 2014 beispielsweise nahmen er und der jetzige Rektor des Collegium Orientale, Oleksandr Petrynko, im Priesterseminar Ivano-Frankivsk in der Westukraine an einem Gottesdient für Maidan-Opfer teil. Auf dem Kiewer Maidan war es damals zu einem Massaker an Demonstrantinnen und Demonstranten gekommen, die für die Annäherung der Ukraine an die EU kämpften.

Über die Jahrzehnte hat Schmidt den Wandel in der Kirche gesehen und erfahren. „Es ist immer ein Ringen, mit den Menschen einen Weg zu gehen, so dass sie in Jesus das Ziel ihres Lebens erkennen können“, sagt er. Die entscheidende Frage sei immer die Gottesfrage. Die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse seien da – „wir Priester spüren das, und es geht manchmal an die Substanz.“ Die Begleitung der Priester war Paul Schmidt in den vergangenen Jahren ein Herzensanliegen – von Oktober 2014 bis 31. August 2023 leitete er die Personalkammer für die Pastoral.

Schon zuvor, im Jahr 2010, wurde Paul Schmidt Domvikar, im September 2011 wählte ihn das Eichstätter Domkapitel zum Domkapitular. Im selben Jahr verlieh ihm die griechisch-katholische Kirche der Ukraine den Titel eines Erzpriesters

Nun, wo er das Domkapitel verlässt, ist er gespannt, wie sich das Gremium weiterentwickelt. Schon jetzt sei einiges passiert: „Vier der Domkapitulare sind Pfarrer, das wäre früher nicht denkbar gewesen. Ich lasse mich überraschen – offen sein ist das wichtigste.“

Für ihn selbst bleibt nun Zeit für Begegnung und Hobbys. Austausch ist ihm wichtig, aber auch ruhige Zeiten: „Ich lese theologische Literatur wirklich gerne, und es macht mir Spaß, da weiterzudenken.“ Einen großen Stellenwert in seinem Alltag wird nach wie vor das Gebet einnehmen. „Ich empfinde es als großes Privileg, beten zu können und zu dürfen.“

Text: Anika Taiber-Groh

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