Zum Inhalt springen
02.09.2024

Abschied nach zehn Jahren im Bistum

Pfarrvikar Stanislas Ndumuraro

Pfarrvikar Stanislas Ndumuraro an seinem letzten Wirkungsort in Burgoberbach. Foto: Michael Alban

2014 kam der burundische Priester Stanislas Ndumuraro im Bistum Eichstätt an, fast ohne Sprachkenntnisse. Aber er lebte sich schnell ein und ist in mancher Hinsicht ziemlich „deutsch“ geworden. Nun ruft ihn sein Heimatbischof zurück in die Partnerdiözese Gitega. „Ich nehme viele neue Erfahrungen mit“, sagt der Pfarrvikar nach zehn Jahren.

Am 1. Sepember ging sein Flug. Stanislas Ndumuraro hat Abschied genommen, kurz bevor sich der Tag seiner Ankunft in Deutschland zum zehnten Mal jährt. Im September 2014 war der damals 47-jährige Geistliche ins Bistum Eichstätt gekommen, um dort die Seelsorge zu verstärken. Nun ruft ihn sein Heimatbischof Bonaventura Nahimana zurück nach Burundi, in das Eichstätter Partnerbistum Gitega in Zentralafrika. Wie er kürzlich bei einem Abschieds-Vortrag bei der Katholischen Erwachsenenbildung Burgoberbach verriet, wird er künftig eine Pfarrei mit mehr als 60.000 Gläubigen betreuen.

Ndumuraro wurde 2002 zum Priester geweiht. Er hatte bereits fünf Jahre lang eine Pfarrei in der Erzdiözese Gitega geleitet und war nacheinander in zwei Priesterseminaren als Spiritual tätig gewesen, als er von seinem damaligen Bischof Simon Ntamwana das Angebot bekam, im Rahmen des Eichstätter Förderprogramms für ausländische Priester einige Jahre lang in die Diözese des heiligen Willibald zu gehen. Die Bistums-Partnerschaft war gerade intensiver denn je, in Bugendana entstand mit Eichstätter Unterstützung ein Pastoralzentrum.

Auch wenn er Einiges über Deutschland wusste, so sei die erste Zeit im Land schwierig und eine große Umstellung gewesen, erzählt Ndumuraro, „weil ich sprachlich bei null anfangen musste“. Also galt es zunächst einmal, fleißig Deutsch zu lernen, zusammen mit sieben Mitbrüdern aus Indien und zwei aus Nigeria, die ebenfalls über das diözesane Förderprogramm ins Bistum Eichstätt gekommen waren. Viel geholfen hätten ihm in dieser ersten Zeit des Zurechtfindens der damalige Bischofsvikar Georg Härteis und Domkapitular Paul Schmidt, erinnert sich Ndumuraro, dessen erster Einsatz ihn in die Pfarreien Gungolding, Schambach  und Walting führte. Nach vier Jahren wartete im Dekanat Weißenburg-Wemding sein nächster Einsatz als Pfarrvikar für Ammerfeld, Emskeim, Rögling, Rohrbach und Tagmersheim. Und nach weiteren vier Jahren ging es schließlich Anfang 2023 in den Pfarrverband Burgheide im Norden des Bistums, weil dort dringend ein Seelsorger gebraucht wurde. Die Gläubigen hätten ihn sehr gemocht und geschätzt, heißt es in einem Bericht, der von seiner Verabschiedung in Ammerfeld erzählt. Mit einem burundischen Landsmann aus dem Eichstätter Priesterseminar habe der scheidende Pfarrvikar damals ein schwungvolles Lied aus seiner Heimat gesungen.

Umgekehrt wird es den Gläubigen in Burundi wohl exotisch vorkommen, was Ndumuraro demnächst an religiösem bayerischen Brauchtum mitbringen wird: Maiandachten, Flurumgänge und Wettersegen sind ihm in den vergangenen Jahren zur lieben Gewohnheit geworden, er hielt Fahnenweihen und Fahrzeugsegnungen. „Auf jeden Fall“ werde er davon etwas übernehmen, kündigt der 57-Jährige an. Auf Unterschiede in der religiösen Praxis angesprochen, nennt er auch Beerdigungen. Während hierzulande die Zahl der Urnenbeisetzungen immer mehr zunehme, sei das in Burundi überhaupt kein Thema.

Dass bei uns oft Kirchenbänke frei bleiben, dass keiner im Gottesdienst tanzt, das ist für Ndumuraro nicht automatisch ein Beleg, dass der Glaube hier weniger intensiv ist. In Burundi seien die Kirchen voll. Aber man erlebe auch, dass die Leute aus der Kirche kommen und sich anschließend auf der Straße streiten. So etwas habe er während seines Einsatzes im Bistum Eichstätt nicht erlebt.  Wer in den Gottesdienst komme, so seine Beobachtung, tue dies in der entsprechenden Haltung.

Rassistische Bemerkungen aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft hat Ndumuraro nicht registriert. Alle seien freundlich zu ihm gewesen, sagt der Geistliche, der etwa zur selben Zeit in der Diözese Eichstätt eintraf, als diese ihre ehemalige Maria-Ward-Realschule als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellte, weil die Zahl von Asylsuchenden immer stärker anstieg.

Vor drei Jahren war Ndumuraro gerade auf Heimaturlaub in Burundi, als sich im Ahrtal eine Flutkatastrophe ereignete. Und spontan sammelten die Mitglieder von Kolping Burundi auf Anregung von Erzbischof Ntamwana für die betroffenen Menschen in Deutschland. Rund 1.300 Euro kamen dabei zusammen, die Ndumuraro an den Kolping-Diözesanverband Trier überbrachte. Solidarität zwischen armen und wohlhabenden Ländern, so zeigte sich bei dieser Aktion beipielhaft, ist keine Einbahnstraße.

In seinem „Steckbrief“ auf der Homepage des Pfarrverbands Burgheide war der Pfarrvikar mit Priesterkragen und Schürze zu sehen. Er kocht gerne in Gesellschaft und hat längst auch hiesige Klassiker wie Schweinebraten und Bratkartoffeln im Repertoire. Auch in Sachen Pünktlichkeit ist er ziemlich „deutsch“ geworden: „Ich hatte schon immer gehört, dass das eine deutsche Tugend ist und es inzwischen auch gelernt.“ Wenn man in Burundi 30 Minuten nach der geplanten Zeit ankomme, sei das immer noch o.k. „Aber hier“, lacht er, „sind fünf Minuten eine Katastrophe“. So wie ein Priester hier auch nicht 50 Minuten predigen könne, wie es in Burundi oft vorkomme: „Hier musst du alles in wenigen Worten sagen.“ 

Diskussionen über die Mitgestaltungsmöglichkeiten von Laien, über Wege zu mehr Synodalität, „das war neu für mich“, meint Ndumuraro. In Burundi gebe es keinen Widerspruch, „wenn ein Bischof, ein Pfarrer vor der Gemeinde spricht. Er selbst aber ist ins Nachdenken gekommen, findet, dass der Synodale Weg „ein  guter Schritt, ein Schritt nach vorne“ sei. „Wenn ich zurück bin in Burundi, werde ich nicht nur umsetzen, was ich will, sondern hören. Ich freue mich, dass ich das mitnehme“.

In seinen schriftlichen Dank schließt der 57-Jährige nicht nur die Pfarrer an seinen Wirkungsorten der vergangenen Jahre ein, sondern auch ausdrücklich alle Pfarreimitglieder: „Gott segne sie alle! Sie alle haben mir geholfen, mich wie zu Hause zu fühlen! Ich werde sie nie vergessen!“

So wie Stanislas Ndumuraro wirken noch weitere Priester aus Gitega im Bistum Eichstätt. Einer ist seit 2017 im Einsatz, zwei seit 2019, einer seit 2023. Ein weiterer Geistlicher aus der Partnerdiözese hat jetzt zum 1. September offiziell seinen Dienst begonnen.

Weitere Meldungen

Die Stabsstelle Kommunikation veröffentlicht kontinuierlich aktuelle Nachrichten aus dem Bistum. Zur Übersicht.

Videos

Videos zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.

Audios

Audios zu Themen aus dem Bistum Eichstätt. Zur Übersicht.